KAUFHAUS-PROJEKT 1827

Das von Schinkel bei seinen Paris-Besuchen 1804 und 1825 erwähnte Pariser Palais Royal, dessen "rauschende Freuden" inzwischen recht halbseiden waren (Balzac erwähnte es als luxuriösen Ort der Kurtisanen, der Spieler, der Wechselbetrüger, der "Verlorenen Illusionen") war, wie für die Ladenstraße, ein Vorbild für das Kaufhaus-Projekt Schinkels. Das Kaufhaus sollte etwa 200 zu vermietende Einzelgeschäfte und Wohnungen enthalten. "Berlin erhält durch die Anlage eines so bedeutenden Kaufhauses einen Mittelpunkt des Verkehrs, wodurch für Einheimische und für Fremde manches Geschäft erleichtert und überhaupt ein Vereinigungspunkt gebildet wird, den man bis jetzt vergeblich suchte" begründete Schinkel seinen Plan. Das Projekt wurde jedoch nie realisiert.
Die Pläne von 1827 zeigen eine Dreiflügelanlage, deren Längsseiten um zwei Achsen über den Querbau verlängert sind. Sie umgibt einen zur Straße hin offenen Park mit symmetrischen Baumreihen und einer Fontäne. Der auf der Zeichnung zweigeschossig erscheinende Baukörper wirkt wie ein Rasterbau mit durchgehend gleichförmiger Achsenreihung. Zwischen dem Gerüst aus starken Pfeilern mit korinthischen Pilastern und kräftigen Gesimsen sind große Fenster wie Curtain-Walls eingehängt. Die Fassaden des Kaufhauses sind neuartig. Sie bestehen aus einer "großen Ordnung", einem großen steinernen Gerüst aus Stützen und Gesimsen, das mit Fensterflächen, die nur mit schlanken Balken unterteilt sind, geschlossen wird. Die Fassaden kaschieren die Geschosseinteilung: Zwei Vollgeschosse mit jeweils einem Mezzaningeschoß darüber. Ein umlaufendes "Zelt aus Blech" als Markise sollte Schatten spenden und vor Regen schützen.

Veronika Thum

Literatur
1 Schinkel, Entwurf für ein Kaufhaus Unter den Linden, aquarellierte Bleistiftzeichnung 1827, 18,8x63,3 cm 2 Entwurf für ein Kaufhaus Unter den Linden, Querschnitt und zwei Joche im Längsschnitt, Feder und Wasserfarben, 26x48 cm