LADENSTRAßE 1819 - 1822

Dieser Zweckbau Schinkels entstand als neu geschaffene Verbindung der Straße Unter den Linden mit dem Schiffbauerdamm durch die Wilhelmstraße, nahe dem Brandenburger Tor. Das Haus Unter den Linden 76. an der Schnittstelle zur Wilhelmstraße baute Schinkel zum Kopfbau der Ladenstraße um. Dieses zweigeschossige Haus wurde im Erdgeschoß aufgebrochen zu einer von sechs Säulenpaaren flankierten Durchfahrt mit seitlichen Durchgängen für Fußgänger. Die repräsentative Fassade zu den "Linden", sollte durch Eleganz anziehen: Sie wurde im Erdgeschoß von der breiten Durchfahrt mit dorischen Säulen und Pilastern sowie im Obergeschoß von einem Frontspiz mit Dreiecksgiebel dominiert, der durch vier korinthische Säulen gebildet wurde. Die Attika war mit vier großen Statuen in der Pfeilerflucht bekrönt. Auf der Seite zur Wilhelmstraße war der Querbau, in dessen Obergeschoß ein Ausstellungssaal lag, durch hohe korinthische Pfeiler gegliedert. Dem Bau waren beidseitig der Wilhelmstraße zwei Flügel angefügt, die eigentliche Ladenstraße, erst zweigeschossig mit Verwaltungsräumen im Obergeschoß, dann eingeschossig. Die Reihe der je acht Läden entlang der Wilhelmstraße begann im Anschluss an den Querbau.

Die für ein anspruchsvolles und kaufkräftiges Publikum gedachte Einkaufsstraße wurde jedoch nicht angenommen. Besitzerwechsel, Umbauten, Vernachlässigung und Verfall ruinierten den Komplex, der schon 1867 abgerissen wurde. Schinkel nahm mit der Ladenstraße einen antiken Typus auf, die römischen Tabernae in den Portiken der Foren. Er könnte auch an die Ladenreihen auf dem Ponte Vecchio in Florenz oder auf dem Ponte di Rialto in Venedig gedacht haben. Das naheliegendste Vorbild für die Anlage war das Palais Royal in Paris, dessen "rauschende Freuden" Schinkel in einem Brief von 1804 an Valentin Rose erwähnte.

Veronika Thum

Literatur
1 Ladenstraße mit Durchfahrt Unter den Linden, Feder in Schwarz 1823, 50,3 x 34,7 cm