Entwurf für ein Mausoleum für Königin Luise 1810
Der Entwurf eines Mausoleums für die im Juli 1810 jung verstorbene Königin Luise wurde von Schinkel noch im selben Jahr auf der Akademie-Ausstellung veröffentlicht. Währenddessen hatte der von Wilhelm III. mit dem Denkmal betraute Heinrich Gentz seinen unter Mitarbeit Schinkels entworfenen Bau in dorischem Stil bereits begonnen. Die drei großen aquarellierten Zeichnungen – Grundriß, Ansicht und Blick in den Innenraum – wurden von Schinkel durch umfangreiche schriftliche Anmerkungen ergänzt.
Durch die Vorhalle, von dunkelsten Bäumen beschattet, tritt man in die dreischiffige Halle, an deren Ende in hellen morgenrothen Lichte die Ruhende, umringt von Genien,

liegt.“ Drei Konchen umgeben den Sarkophag im Zentrum, welche durch ihre Fenster mit Glas von rosenrother Farbe die in weißem Marmor ausgeführte Architektur in sanftes, rotes Dämmerlicht hüllen. Als Palmenzweige geformte Kreuzrippen überspannen den Raum, die den Eindruck einer lieblichen Palmenhalle, die Empfindung eines schönen Palmenhains erwecken sollen.
In seinen schriftlichen Ausführungen finden sich aber auch über bloße Beschreibungen des Entwurfes hinausgehende Äußerungen zu architekturtheoretischen Fragen. So soll die gotische Baukunst, in der dasjenige sichtbar wird, wodurch wir Menschen unmittelbar mit dem Überirdischen,

mit Gott zusammenhängen, kombiniert werden mit der antiken Baukunst, und unter den Schönheitsprinzipien, welche das heidnische Altertum liefert, weiter fortgebildet werden. Dieses Ideal einer Verschmelzung von mittelalterlicher und antiker Architektur zu etwas Höherem und Neuen, das Schinkel auch später immer wieder beschäftigen wird, ist in den Plänen für das Luisenmausoleum deutlich zu erkennen. So sind die den Entwurf dominierenden gotischen Elemente wie Spitzbogen, Maßwerk, Kreuzrippengewölbe und Fialen mit klassizistischen Motiven wie der vorgelagerten Freitreppe, dem horizontalen Dachabschluß und dem ausgewogenen Verhältnis von Höhe und Breite verbunden.

Markus Eisen

Literatur
1 Entwurf zu einem Mausoleum für die Königin Luise, Fassade, Aquarell 1810, 67,6 x 47,4 cm 2 Entwurf zu einem Mausoleum für die Königin Luise, Innenraum, Aquarell 1810, 66,4 x 47,2 cm 3 Entwurf zu einem Mausoleum für die Königin Luise, Grundriß, Feder, Tusche und Aquarell 1810, 52,7 x 39,8 cm