DIE NEUE WACHE 1816-1818

Im Jahre 1815 fasste Friedrich Wilhelm III. den Entschluß für einen Neubau der alten Kanonierwache zwischen Universität und Zeughaus. Gegenüber dem Kronprinzenpalais sollte eine würdigere Schloss- bzw. Königswache entstehen.

Schinkel fertigte verschiedene Entwürfe für dieses Bauvorhaben an, unter anderem einen Rund- bzw. Triumphbogenentwurf, einen Pfeilerbauentwurf und eine Pfeilerhalle mit Ecktürmen.

Schinkel suchte nach einer Möglichkeit, wie sich die Wache trotz ihrer bescheidenen Dimensionen zwischen den Nachbarbauten behaupten konnte. Er entschied sich für eine strenge, basislose dorische Ordnung, eingegliedert in eine fast abstrakte, kubische Form der Gestaltung. Ein Säulenportikus mit einer Doppelreihe von dorischen Säulen tritt zwischen den beiden Ecktürmen an die Front zu den "Linden"

Schinkel nahm als Ausgangspunkt für seine Wache das römische Castrum, d. h. der Bau basiert nicht nur auf einer reinen Nachahmung des antiken Tempels.

"An den schönsten Plätzen Berlins liegend und rings von Prachtgebäuden früherer Zeit umgeben, darf dieses Gebäude in keiner Art vernachlässigt werden, vielmehr vollkommen den Charakter eines Monuments erhalten, welcher bei der, im Vergleich der Umgebung, nicht beträchtlichen Höhe des Gebäudes, vorzüglich nur durch Vollendung aller einzelnen Teile erhalten werden kann..."

Den Architrav schmücken Viktorien von J. G. Schadow (nach den Entwürfen von Schinkel). Die Reliefs des Giebelfeldes von August Kiß wurden 1846 angebracht. Bereits 1816 wurde das Aufstellen zweier Marmorstandbilder der preußischen Generäle Gerhard David von Scharnhorst (gest. 1813) und Friedrich Wilhelm Graf Bülow von Dennewitz (gest. 1816) vor dem Wachgebäude geplant, die Christian Daniel Rauch ab 1816 ausführte. Den Sockel und die eiserne Umzäunung entwarf Schinkel, die Aufstellung erfolgte 1822.

Der Bau diente von 1818 - 1918 als Schlosswache. Bis zum 2. Weltkrieg fungierte die Neue Wache als Ehrenmahl. Das Innere der Wache wurde 1930/31 von Heinrich Tessenow umgestaltet und es folgte die Einweihung als "Gedächtnisstätte für die Gefallenen des Weltkrieges". Nach schweren Kriegsbeschädigungen wird das Gebäude 1951 nach Schinkels Plänen wiederhergestellt und die Abräumung der beiden Generalstatuen veranlasst. 1969 wird die Nutzung der Neuen Wache von der DDR-Regierung neu definiert und dient fortan als "Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus". 1993 erfolgt eine weitere Neudefinition des Baus als "Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft".

Anja Jahns

Literatur
1 Die Neue Wache als Pfeilerbau. Bleistiftzeichnung von Schinkel 1816, 20x23 cm 2 Schinkel, Entwurf für die Neue Wache als rundbogige Halle, Bleistiftzeichnung 1816, 19,6x32,5 cm 3 Berlin, Die Neue Wache Unter den Linden, Frontalansicht 4 Berlin, Die Neue Wache Unter den Linden, Rückansicht 5 Berlin, Die Neue Wache Unter den Linden, Ansicht von Nord-Osten