Allgemeine Einführung zu Schinkel als Maler
Schinkels Malerei nimmt gegenüber der Architektur eine besondere und selbstständige Rolle ein. Seine Gemälde lassen sich zwischen Claude Lorrain und Caspar David Friedrich einordnen. Der größte Teil der Gemälde entstand zwischen 1805, als Schinkel aus Italien zurückkehrte, und dem Ende der Befreiungskriege 1815. In einer Zeit, als das von Napoleon besiegte Preußen unter französischer Herrschaft stand, war an eine Bautätigkeit des Architekten nicht zu denken. Es gab weder private noch staatliche Bauaufträge. Schinkel malte zu seinem finanziellen Auskommen Gemälde, entwarf ganze Dioramen und Panoramen und fertigte Buchillustrationen an.

Das Studium der Landschaft und die Nachahmung der Natur gehörten zu den wesentlichen Beschäftigungen eines Künstlers damaliger Zeit. Schinkels Motive umfassen Bilder von Jahres- und Tageszeiten, aber auch Darstellungen von athmosphärischen Phänomenen, Licht- und Naturerscheinungen. Auch weisen seine Gemälde stets einen starken bezug zur Architektur auf. Es lassen sich kaum Bilder finden ohne ein Gebäude, das meist im Zentrum der Komposition steht.

Es entstehen gotisch geprägte Variationen der "heroischen" Landschaft, die zwischen architektonischer Inszenierung und dem Historienbild balancieren. In den auf das Mittelalter bezogenen Bildern bestehen oft unterschwellige Anspielungen auf Schinkels politische Gegenwart. Schinkel knüpft somit die Verbindung von Gemälde mit mittelalterlichem Inhalt zum Zeitgeschehen.

Anja Jahns

Literatur
1 Der Morgen, Öl auf Leinwand um 1815, 76 x 102 cm 2 Gothischer Dom über einer Stadt, Öl auf Leinwand 1815, 94 x 140 cm