Die vorliegende Federzeichnung stammt aus dem Jahre 1805 und zeigt den Campo dei Miracoli in Pisa. Im Vordergrund eine Freitreppe mit Brüstung, an die sich zwei Personen lehnen. In Wirklichkeit existiert diese Treppe nicht. Schinkel nutzt sie, um durch die beiden Repoussoirfiguren den Blick des Betrachters in das Bild einzuleiten. Links hinten erhebt sich in voller Größe das Baptisterium. Auf der rechten Seite, gut zu erkennen der Dom mit schiefem Turm. Auf dem Platz zwischen Treppe und den Bauwerken sind Büsche und unzählige Besucher angedeutet.
An dieser Zeichnung fällt auf, was auch bei Schinkels anderen Italienstudien deutlich zu erkennen ist. Er betont einfache geometrische und stereometrische Formen: Rechtecke, Halbkreise, Zylinder und Halbkugeln beherrschen das Blickfeld. Die Großformen der Baumassen und die Einzelformen des Bauschmuckes wie rundbogige Blendarkaden und dreieckige Wimperge sind nirgends malerisch vermischt, sondern bleiben genauestens unterscheidbar. So wollte es die klassische Zeichenweise, aber so wollte eben Schinkel auch die romanische Architektur sehen.
Bettina Braun
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